„Spaziergang nach Syrakus“ Sizilien-Exkursion vom 19.-26.2.2020
Im Rahmen von MANUS (Mainzer Altertumswissenschaftliches Netzwerk Universität Schule) begleitete Herr Dr. Patrick Schollmeyer 38 Schülerinnen und Schüler dreier rheinland-pfälzischer Schulen (Gymnasium an der Stadtmauer Bad Kreuznach, Stefan-George-Gymnasium Bingen und Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier) auf einer einwöchigen Studienfahrt nach Sizilien. Die Reise führte von Messina über Taormina, Syrakus, Enna Piazza Armerina, Agrigent, Herakleia Minoa, Selinunt und Palermo bis nach Reggio di Calabria, wo im dortigen Museum zum Abschluss noch die berühmten Bronzekrieger von Riace besichtigt wurden.
Wer Interesse an einer für Schulen kostenfreien wissenschaftlichen Exkursionsbegleitung nach Italien, Griechenland sowie in die Türkei hat, möge sich bitte per E-Mail an Dr. Patrick Schollmeyer (schollme@uni-mainz.de) wenden.
Workshop: Im Angesicht der Kaiser / Tafeln wie die griechischen Helden
Schulklassen waren in diesem Monat gleich zweimal zu Gast in unseren Sammlungen.
Den Anfang (06. Februar) machten Schülerinnen und Schüler des Stefan-George-Gymnasiums Bingen, die sich ergänzend zu ihrer Tacitus-Lateinlektüre intensiv mit dem römischen Kaiserporträt als Propagandamedium der Herrscher auseinandersetzten. Dabei durften sie wertvolle antike Originalmünzen in Gold, Silber und Bronze eigenhändig begutachten und gemeinsam mit Gipsabgüssen römischer Kaiserbildnisse näher untersuchen.
Im Rahmen der Kleine-Fächer-Wochen fand ein von der Hochschulrektorenkonferenzgeförderter zweiter Workshop (12. Februar) statt (#explorer4aday / #explorer4aweek), und zwar zum Thema "Tafeln wie die griechischen Helden". Dabei erhielten Schülerinnen und Schüler des Kürfürst-Salentin-Gymnasiums in Andernach vielfältigen Einblick in die Welt des griechischen Gelages und der antiken Ernährung. Hierzu gehörten auch praktische Übungen, wie das Handhaben originaler Trinkgefäße im Liegen oder die Herstellung antiker Dips. Inspiriert von den Darstellungen auf den Trinkschalen imitierten die Schülerinnen und Schüler antike Gesprächskonventionen und erarbeiteten sich so einen vertieften Zugang zur sozialen Bedeutung dieser besonderen Bilderwelt. Archäologisches Arbeiten präsentierten vier Studierende anhand eines Fragmentes einer Grabstele mit Totenmahlszene. So wurden die Schülerinnen und Schüler näher an ein Archäologiestudium herangeführt.
Wer Lust hat, selbst mit seiner Klasse an archäologischen Workshops teilzunehmen, kann sich jederzeit melden (schollme@uni-mainz.de).
Eine ereignisreiche Woche in den Sammlungen
In der vergangenen Woche standen die Sammlungen des Arbeitsbereichs Klassische Archäologie im Fokus der Aufmerksamkeit. Am 12. Juni, dem sogenannten Tag der Lehre, präsentierten Studierende die von ihnen im Rahmen eines Lehrprojektes neu gestalteten Vitrinen, die dem spannenden Thema der griechischen Jenseitsvorstellungen und Bestattungssitten gewidmet sind. Zahlreiche Interessierte wurden von den Studierenden fachkundig geführt.
Am 13. Juni waren zwei Schulklassen des Gymnasiums am Römercastell in Bad Kreuznach zu Gast, die sowohl die Abguss- als auch Originalsammlung besuchten und dort gemeinsam mit dem Sammlungskurator ausgewählte Objekte besprachen. Der kulturwissenschaftliche Schwerpunkt lag dabei auf antiken Körperbildern und den idealtypischen Lebenswelten junger Frauen und Männer in der Antike.
Schnupperkurs für Schüler*innen und Schüler am 14. Juni 2019
Der Stoff, aus dem die Menschen sind.
Experimentelle Altertumskunde an der Schnittstelle zwischen
Geistes- und Naturwissenschaft(en)
Mitwirkende
Im Rahmen des als praktischen Workshop gestalteten Schnupperkurses gehen Schüler*innen der SK II des Kurfürst-Salentin-Gymnasium in Andernach gemeinsam mit Wissenschaftler*innen und fortgeschrittenen Studierenden sowie einer Keramikerin verschiedenen Forschungsfragen nach, bei denen geistes- und naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden miteinander verknüpft werden. Konkret geht es dabei sowohl um die praktische Seite (Werkprozesse: technische und wirtschaftliche Aspekte) der Verwendung von Ton zur Herstellung von Schrifttafeln sowie Gefäßen als auch um die zeichenhafte Bedeutung dieses Materials im Kontext antiker Medien- und Wertdiskurse.
Beteiligt am Schnupperkurs sind die Arbeitsbereiche Altorientalische Philologie und Klassische Archäologie des IAW, das NatLab der JGU sowie der Kompetenzbereich »Experimentelle Archäologie« des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz (Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie).
Inhalt
Gemäß altorientalischer wie auch griechisch-römischer Mythenvorstellungen wurden die ersten Menschen aus Ton gefertigt. Der Werkstoff war im gesamten Altertum kulturübergreifend von hoher alltäglicher Bedeutung und entsprechend weit verbreitet. Tönerne Artefakte bilden daher die zahlenmäßig größte Gruppe der antiken materiellen Hinterlassenschaften, stellen somit eine der wichtigsten Quellengattungen zur Rekonstruktion unterschiedlicher Teilbereiche der Kulturgeschichte der Alten Welt dar. Diese semantische Vielschichtigkeit macht das Material Ton zu einem idealen Untersuchungs-/Darstellungsgegenstand für interdisziplinäre universitäre Lehre und Forschung sowie für damit zusammenhängende Vermittlungsprojekte.
Durch diese bislang in einer solchen Kooperation noch nicht existierenden Zusammenarbeit im Bereich von Cultural Studies einerseits und Material Science andererseits erhalten die Schüler*innen einen besonderen Einblick in die interdisziplinären Möglichkeiten eines Studiums der Altertumswissenschaften an der JGU Mainz.
Dem Arbeitsbereich Klassische Archäologie ist die Kooperation mit Schulen bereits seit Längerem ein besonderes Anliegen. Zu diesem Zweck wurde auf seine Initiative hin das
Mainzer Altertumswissenschaftliche Netzwerk Universität Schule (MANUS)
gegründet.
Mit diesem Projekt wird das Ziel verfolgt, altertumswissenschaftliche – speziell archäologische – Forschung sinnvoll in den Schulunterricht zu integrieren. Ausgehend von den lokal vorhandenen Beständen der Lehrsammlungen der Klassischen Archäologie werden Lehreinheiten entwickelt, die sowohl im schulischen als auch außerschulischen Unterricht eingesetzt werden können.
Diese Lehreinheiten orientieren sich an den rheinland-pfälzischen Lehrplänen für den altsprachlichen, historischen und künstlerischen Unterricht und sind als thematisch weiterführende Bausteine konzipiert.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei in Ergänzung zu den normalerweise im Schulunterricht vermittelten sprachlichen Kompetenzen auf dem Bereich des Visuellen.
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich einen neuen Erfahrungsbereich, indem sie an „begreifbaren” Fallbeispielen sowohl den historischen Zeugniswert materieller Objekte und bildlicher Darstellungen kritisch zu hinterfragen als auch zugleich deren gewinnbringende Verwendung zur Rekonstruktion von (Kultur-)geschichte erproben lernen. Der Terminus „Begreifen” ist dabei im Sinne Johann Gottfried Herders durchaus wörtlich gemeint und schafft einen Gegenpol zu einem rein virtuellen Lernumfeld.
Zudem ermöglicht die Analyse historischer Bildproduktionen die Entwicklung einer kritischen Distanz zur eigenen Bildproduktion der Generation Selfie und trägt damit erheblich zur Ausbildung einer entsprechenden visuellen Kompetenz bei, die im Kontext von bildgesteuerten Manipulationen jedweder Art (Werbung, Fake News) von besonderer Aktualität ist.
Das thematische Spektrum ist bereits recht weit gefasst (s. hierzu die Lesehinweise) und wird ständig ergänzt. Dabei kann auch auf die individuellen Anforderungen einzelner Schulklassen Rücksicht genommen werden. Ebenso sind Besuche vor Ort, d. h. Präsentationen von Originalobjekten direkt im Schulunterricht möglich.
Lesehinweise
P. Schollmeyer, Die Sammlungen des Instituts für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, in: F. M. Müller (Hrsg.), Archäologische Universitätsmuseen und -sammlungen im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit, Tagungsband Innsbruck 2010 (2013) S. 417–428.
Ders., Fallbeispiele archäologischer Bildbetrachtungen, in: Der Altsprachliche Unterricht. Latein – Griechisch, Heft 2+3 (2014) S. 2–17.
Ders., Wissenschaft und Vermittlung. Der Blick auf die Dinge und die Schule des Sehens, in: Blickpunkt Archäologie, Heft 4 (2016) S. 245–252.
Ders., Archäologie für Schülerinnen und Schüler – Aktivitäten des Mainzer Altertumswissenschaftlichen Netzwerks Universität Schule [MANUS], in: Scrinium. Alte Sprachen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Heft 2 (2017) S. 52–56.
Ders., Archäologie im altsprachlichen Unterricht, in: T. Choitz – A. Meyer – K. Sundermann (Hg.), Perspektiven für den Lateinunterricht III, Beiträge zur Tagung in Mainz am 30.11./1.12.2017 (2019) S. 84–85.