Transformationsprozesse am Heraion von Olympia

Der Bedeutungswandel des Tempels im panhellenischen Heiligtum

Projektleitung: Dr. Anne Sieverling

 

Der Heratempel am Fuße des Kronions ist bekanntermaßen der älteste Tempel im Heiligtum Olympia. Seine zentrale Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte wird durch die von Pausanias beschriebene Aufstellung respektive Ausstellung mehrerer Skulpturen, Weihegaben und Kultgeräte im Tempelinneren deutlich, unter denen sich beispielsweise der in situ aufgefunden Hermes mit dem Dionysosknaben des Praxiteles befand.

Ein sehr seltenes Phänomen zeigen die Säulen des Heraions, die nicht nur sukzessive ausgetauscht wurden, sondern auch Einlassungen für Pinakes unterschiedlicher Größe und Form aufweisen. Darüber hinaus wurden auf dem Stylobat Stelen und weitere Skulpturen aufgestellt, die gemeinsam mit den Pinakes an den Säulen die Außenwirkung des Tempels stark veränderten.

Ziele des Forschungsprojekts sind die Art der Pinakes und Stelen zu identifizieren und ihr Anbringungskonzept sowie ihre Wirkung zu erschließen. Diese Ergebnisse werden mit der weiteren Ausstattung des Tempels und mit der des Heiligtums generell in Verbindung gebracht, um deren Bedeutung im Gesamtkontext nachvollziehen zu können: Es wird davon ausgegangen, dass die äußeren Transformationsprozesse des Heraions mit einem Bedeutungswandel des Tempels einhergehen, der wiederum Auswirkungen auf die Kulttopografie Olympias hatte und deshalb von zentraler Bedeutung für das gesamte Heiligtum war. Ein Vergleich mit anderen Tempeln und deren Umgestaltung im Laufe der Antike, wird neues Licht auf den Umgang mit Tempeln und deren Bedeutungsentwicklung generell werfen.

 

Kooperationen

Prof. Philip N. Sapirstein, Department of Art History an der University of Toronto

Dr. Daphni Doepner, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie an der Universität Bonn

Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Athen

Vorträge

Antike Litfaßsäulen. Die Säulen des Heraions von Olympia als Informationsträger im Forschungskolloquium des Instituts für Klassische Archäologie der Eberhard Karls Universität Tübingen

Vorarbeiten

S. Wetherington, Praxisprojekt zur Sichtbarkeitsanalyse der Pinakes am Heraion mit Q-GIS
A. Sieverling, Untersuchungen zu den Befestigungsspuren an den Säulen des Heratempels in Olympia (unpubl. MA FU Berlin 2008)