Spring- und Summer Schools

2022 

Palairos und Olympia (Griechenland)

In diesem Jahr konnten die Summer Schools in Griechenland wieder stattfinden, die gemeinsam von der Klassischen Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Technischen Universität Darmstadt angeboten werden. Um den TeilnehmerInnen einen möglichst breiten Einblick in archäologische Forschungsprojekte, Funde und Landschaften zu bieten, fand das Praktikum 2022 sowohl in Palairos (Akarnanien) als auch in Olympia (Elis) statt.

Ziel des Praktikums ist es, die Fundbearbeitung zu erlernen und selbständig durchzuführen, wofür intensive praktische Lehreinheiten zum Technischen Zeichnen, Fotografieren, Bestimmen, Katalogisieren und Archivieren der archäologischen Funde angeboten werden.

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt der Arbeit in Palairos war die von Dr. Anne Sieverling betreute Aufarbeitung der Funde aus dem Plaghia-Halbinsel Survey. Dieses Jahr stand das Fundspektrum von Agios Georgios, bei dem es sich wohl um das homerische Nerikos handelt, im Fokus der Untersuchungen. Neben den praktischen Erfahrungen bei der Funddokumentation bot das Praktikum die Möglichkeit, Fragestellungen für eigene Projekt- und Abschlussarbeiten zu entwickeln. So wurde dieses Jahr die Aufarbeitung der Fundstelle Choironisi (Plaghia-Halbinsel), in der sich eine bemerkenswerte Konzentration hellenistischer Transportamphoren anfand, als Projektarbeit an Samantha Beck, sowie die Bearbeitung eines kaiserzeitlichen Grabes als Bachelorarbeit an Julia Weber vergeben.

Exkursionen vor Ort festigten unsere historischen und topografischen Kenntnisse zu Akarnanien. Dieses Jahr stand das antiken Palairos, die Streifenstadt Kassope und der Surveyfundort Choironisi auf dem Programm. Zur Erholung besuchten wir an den Nachmittagen die schönen Strände von Palairos und der Plaghia-Halbinsel und unternahmen einen Ausflug auf die gegenüber von Palairos liegende Insel Lefkada.

 

 

 

 

 

 

Nach zwei Wochen Aufenthalt in Palairos ging unsere Reise weiter nach Olympia. Auf unserer Fahrt dorthin machten wir einen Zwischenhalt in Mesolongi und besuchten dort das neu eröffnete archäologische Museum, in welchem auch ein Teil der Funde des Plaghia-Halbinsel Surveys ausgestellt ist.

In Olympia angekommen war unsere nächste Aufgabe die abschließende Dokumentation der Funde, die während des von 2015 bis 2018 durchgeführten Olympia Umland-Surveys aufgenommen wurden. Ziel des gesamten Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Franziska Lang und Georg Pantelidis war die Erschließung der Siedlungsstrukturen um Olympia und deren Bezug zum Heiligtum.

Die Arbeit in Olympia bot uns außerdem die Möglichkeit weitere laufende Projekte dort tätiger ForscherInnen kennenzulernen. Im Zuge dessen hatten wir auch interessante Einblicke in das Projekt von Prof. Dr. Dr. Friederike Fless zur Aufarbeitung der aus Olympia stammenden Ziegel, in das Projekt von Dr. Annalize Rheeda zu den Terrakotten im Archiv des Museums von Olympia, sowie von Dr. Christina Leypold zu den Statuenbasen aus Olympia.

Wir hatten eine ereignisreiche und schöne gemeinsame Zeit in Griechenland!

Samantha Beck, Michaela Hoffmann, Sina Hahn, Julia Weber

 

Archäologische Visualisierung und Rekonstruktion im digitalen Zeitalter

Programm in Mainz, Frankfurt und Darmstadt, 28.3. bis 1.4.2022

Die Archäologie ist von ihren Anfängen als wissenschaftliche Disziplin an auf die Visualisierung ihrer Gegenstände angewiesen. Ob einfaches Tongefäß oder repräsentatives Bauwerk – fast alles ist fragmentarisch überliefert und verlangt nach präziser visueller Erfassung, um anschließend nach Möglichkeit rekonstruiert zu werden.

Vor dem Start auf dem Campus in Mainz

Die Studienwoche widmete sich diesem zentralen Querschnittsthema der Archäologie. Sie wurde, finanziell unterstützt durch den Lehrfonds der Rhein-Main-Universitäten (RMU), gemeinsam von den Einrichtungen für Klassische Archäologie an den Universitäten Mainz, Frankfurt und Darmstadt durch­geführt. Organisatoren waren Klaus Junker (Mainz, federführend), Anja Klöckner (Frankfurt) und Franziska Lang (Darmstadt), tatkräftig unterstützt von den studentischen Hilfskräften Laura Rausch (Mainz), Moritz Fornoff (Frankfurt) und Lara Reusch (Darmstadt).

Das Programm umfasste 13 Vorträge und Seminare zu einem weiten Themenspektrum, angefangen bei historisch ausgerichteten Beiträgen zu Formen der Visualisierung und Rekonstruktion von der Renaissance an, war großenteils aber dem aktuellen State of the Art im Bereich computergestützter Visualisierung gewidmet. – Coronabedingt mussten Masken in den Innenräumen getragen werden, doch bei der Durchführung des Programms gab es keine Beschränkungen.


Eines der studentischen Themen wird vorgestellt

 

Die Architektur stand im Vordergrund, doch gab es auch Einblicke in die Anwendung im Bereich der Philologie und der Forschung zur antiken Plastik. Die Vortragenden kamen von den RMU sowie von den Universitäten Göttingen, Heidelberg, Köln und Trier. Leitfrage der intensiv diskutierten Beiträge zu aktuellen Projekten war die Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis zwischen den technischen Möglichkeiten und den kulturellen Implikationen von 3D-Visualisierungen.

 

Beitrag von Andreas Noback,
Gebäude des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt

 

Die 18 studentischen Teilnehmer, die von den RMU sowie von fünf Univer­sitäten im weiteren Bundesgebiet kamen, haben sich mit dieser Thematik auch in Beiträgen beschäftigt, die in fünf Gruppen erarbeitet wurden.

 

 

 

 


Diskussion mit Maria Courtial,
Design-Studio Faber-Courtial, Darmstadt

 

Ergänzt wurde das Programm durch einen Besuch des auf fotorealistische Visualisierungen spezialisierten Design-Studios Faber-Courtial in Darmstadt sowie der Saalburg in Bad Homberg vor der Höhe als einem Beispiel für eine umfassende physische Rekonstruktion eines antiken Gebäudekomplexes.

 

 

Prof. Dr. Klaus Junker


Vulci Cityscape meets DIGITAL ROOFS – Spring School Digitale Dokumentation Etruskischer Dächer

Programm in Vulci, 19.-27.3.2022

Dachziegelfunde gehören oft zu den quantitativ umfangreichsten Fundgattungen auf Ausgrabungen im Mittelmeergebiet. Die zeichnerische, fotografische und beschreibende Dokumentation von schnell mehreren tausend, teils großen und schweren Fragmenten pro Kampagne ist oft ebenso herausfordernd wie die anschließende Auswertung, weshalb speziell undekorierte Dachziegel in vielen Fällen unbearbeitet bleiben. Im Rahmen des Projektes Vulci Cityscape konnte vom 19. bis zum 27. März 2022 in Kooperation mit dem Projekt DIGITAL ROOFS der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts sowie mit Unterstützung der Soprintendenza Archeologia Belle Arti e Paesaggio per la provincia di Viterbo e l'Etruria meridionale und der Fondazione Vulci, Parco Archeologico di Vulci die Spring School „Vulci Cityscape meets DIGITAL ROOFS. Digitale Dokumentation etruskischer Dächer“ in Ischia di Castro und Vulci (beide Italien) stattfinden.

Gruppenfoto vor dem Castello della Badia (Vulci)

 

Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Freien Universität Berlin bekamen unter Anleitung von Friederike Fless (DAI Berlin), Annalize Rheeder (DAI Berlin), Mariachiara Franceschini (Uni Freiburg) und Paul Pasieka (JGU Mainz) eine Einführung in die Techniken und Methoden der Dokumentation von und den Umgang mit Dachziegelfunden. Dazu gehörten die beschreibende Datenerfassung, die fotografische Dokumentation, die Gliederung der Warenarten mit einem handgeführten Mikroskop (Dino-Lite), Aufnahmen mit einem 3D-Scanner, Bestimmung des spezifischen Gewichts, etc. Dazu konnten beispielhaft Ziegelfunde bearbeitet werden, die vom Beginn etruskischer Tondächer im späten 7. Jh. v. Chr. bis in die römische Kaiserzeit reichen.

Dokumentation der Dachziegel                                        Arbeit mit dem 3D-Scanner

 

Teil der Spring School waren auch gemeinsame Ausflüge zum archäologischen Park von Vulci, zum Museo della Badia in Vulci sowie zum Museo Archeologico Nazionale di Viterbo, wo die berühmten Dächer von Acquarossa ausgestellt sind.

Gemeinsamer Ausflug in Vulci

 

Ein studentischer Erfahrungsbericht kann unter folgendem Link gefunden werden. (Spring School zu den Dächern von Vulci – Vulci Cityscape (hypotheses.org)). Die Spring School findet im archäologischen Labor in Ischia di Castro mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung, des Deutschen Archäologischen Instituts und der Comune die Ischia di Castro statt.

 

 

                                                                                         Besuch des Museums von Viterbo                                                                                         


2019 

Palairos (Griechenland)

Sieben Archäologen auf dem Weg nach Palairos…

Nachdem wir uns zusammen mit unserer Dozentin der Klassischen Archäologie, Anne Sieverling, auf den Weg von Mainz nach Ancona machten, ging es 10 Stunden lang mit dem Auto Richtung Sonne und Fähre. Die Fahrt gestaltete sich als ein aufregendes Erlebnis. Dass ein Teil von uns Reiseteilnehmern den Gotthard-Tunnel nicht erkannte, obwohl wir eine viertel Stunde lang hindurch fuhren und dass eines unserer Autos 800 Meter vor dem Ziel stehenblieb, konnte die Laune nicht trüben. Es ermöglichte uns sogar einen tiefen Einblick in die Arbeit des italienischen Abschleppdienstes und die handwerklichen Tätigkeiten des italieneschen Automechanikers, dank dessen tatkräftigen Engagements die Fähre dann doch noch pünktlich erreicht werden konnte. Nach 16 Stunden auf hoher See, ging es mit dem Auto weiter nach Preveza, um das neueste Mitglied Franziska Lang, Professorin der Klassischen Archäologie in Darmstadt, zu empfangen. Durch ihre jahrelange Erfahrung konnte sie uns Studierenden sowohl die Geschichte und Topographie Akarnaniens, als auch den griechischen Lebensstil näherbringen. Nach einem ausgiebigen Frühstück, mit Crêpes und Frappés, ging es schließlich weiter nach Süden in das in Akarnanien gelegene Palairos, wo sich unsere Unterkunft befand.

Antikes Palairos mit Blick auf Tempelplateau                 Terrasse vom Grabungshaus

Surveyfundort Ixous

In den nächsten Tagen führte uns Anne Sieverling in die Fundbearbeitung ein, was sich wie folgt gestaltete: Morgens um 7:30 Uhr schloss Adonis, der Wächter des Archivs, höchstpersönlich den Keller auf. Nachdem uns dann der erregende Duft der Vergangenheit in die Nase schoss, konnte die Bearbeitung der Fundkollektionen beginnen, welche sich hauptsächlich aus Keramik, Ziegeln, Glasgefäßen, Terrakotten, Webgewichten u.v.m. aus dem Plaghia-Halbinsel-Survey zusammensetzten. Diese wurden daraufhin fotografiert, sortiert und dann gezeichnet. Um geistig nicht einzurosten, wurden zwischendurch gerne einmal ,,Kellersessions‘‘ von Franziska Lang abgehalten. Hierbei wurde uns die Bestimmung verschiedenster Keramikgefäße, deren materielle Zusammensetzung und Dekorweise, anhand kleinster Scherben beigebracht und zusätzlich lernten wir etwas über die antiken Dachziegel und -terrakotten Akarnaniens von unserer Mitreisenden Jane Kreiser, welche zur Zeit an der TU Darmstadt über dieses Thema promoviert.

 

Keramikzeichenübungen                                                   Vorbereitungen für Einzelfotos

Vorsortierung der Funde                                               Umzeichenübungen am Nachmittag

Außerdem gab es eine kurze Einführung von Christina Rathossi in die Röntgenfluoreszenzanalyse, womit wir auch die Möglichkeiten geochemischer Untersuchungsmethoden kennenlernen konnten. Ebenso eifrig suchten und fanden einige unserer mitreisenden Studenten Themen und Fundstücke für ihre anstehenden Qualifikationsarbeiten, wofür die Restaurierung von Keramik- und Glasgefäßen geübt wurde. Die zweistündige Mittagspause nutzten wir selbstverständlich auf produktivste Art und Weise und sammelten neue Energie für die weiteren Aufgaben am nahegelegenen Strand. Wenn dann die Arbeit wieder rief, ging es weiter an die digitale Umzeichnung der bis dahin gezeichneten Funde, geleitet von Kristina Wörzler, und deren Katalogisierung.

Restaurierung von einem Grabinventar und Materialaufnahme für Qualifikationsarbeiten

War dies geschafft, freuten wir uns alle auf die nötige Dusche und das gemeinsame Abendessen, wobei wir unter anderem auch eine kulinarische Reise durch die Restaurants Palairos` machten. Hierbei kamen wir auf den Geschmack von griechischen Spezialitäten, wie zum Beispiel Choriatiki, Moussaka, Bifteki, Souvlaki, Pita Gyros, Saganaki und natürlich kiloweise Oliven und Zaziki.

 

 

 

Taverne in Palairos und Picknick am Zeus Tempel in Stratos

An den Wochenenden besuchten wir unter anderem das antike Palairos, Nikopolis, Stratos, Orraon, Arta und auch die wunderschöne Insel Lefkada. Hierbei hatten sowohl Nikopolis, Arta als auch Lefkas überaus aufschlussreiche Museen zu bieten. Außerdem besuchten wir regelmäßig die schönsten Strände und Gewässer der Halbinsel. Nach jeder Pilgerreise von Tempeln und Theatern zu Museen, über Berge und Sand, begrüßten uns stets freundlich unsere liebsten Mitbewohner, Celia die Hündin und die Katzenbande (aber leider auch genauso hungrige Mücken).

Exkursionen ins Umland

Wir danken PROMOS, den Freunden der Universität Mainz, der Ephorie Mesolongi, Anne Sieverling, Franziska Lang, Jane Kreiser, Konstantinos Skondras, Adonis, Celia der Hündin, Hinke-Helga und Helge den Katzen für diese wirklich schöne und lehrreiche Zeit!

Mit besten Empfehlungen, die Studenten der Universität Mainz

Kristina Wörzler, Katharina Gröpl, Philipp Schug, Michaela Hoffmann, Sandra Voß und Lara Ivanov


2018

 Palairos (Griechenland)

Im September 2018 fand ein zweiwöchiges Praktikum der Klassischen Archäologien der Universitäten Mainz und Darmstadt statt. Unter Anleitung der Dozentin Dr. Anne Sieverling erlernten die Teilnehmerinnen direkt im Fundmagazin von Palairos im westgriechischen Akarnanien die verschiedenen Schritte der Fundbearbeitung.

Zunächst suchten wir die zu bearbeitenden Fundkollektionen aus dem Magazin und legten sie übersichtlich aus, um die Funde nach Gattungen und chronologisch zu ordnen. Danach wurden die Funde von den Teilnehmerinnen des Praktikums unter Anleitung der Dozentin gezeichnet und ihre Merkmale gelernt zu bestimmen. Abschließend fotografierten wir die gezeichneten Gefäße und erstellten Katalogeinträge. Neben den Bestimmungs- und Zeichenübungen erhielten die Teilnehmerinnen auch eine Einführung in die Region Akarnanien mit Exkursion in das antike Palairos. Außerdem wurden sie von zwei weiteren Expertinnen jeweils in die Möglichkeiten der mobilen Röntgenfluoreszenzanalyse, mit der die Keramik weiter untersucht wird, und in die Fundgattung der Dachterrakotten eingeführt. An den Nachmittagen wurden die Zeichnungen mit dem Open-Access-Programm Incscape umgezeichnet, womit sie nun publikationsfertig sind.

 

 

 

 

 

Zur Erholung besuchten wir in den Mittagspausen den nahe gelegenen Strand und die Abende verbrachten wir auf der Terrasse des Grabungshauses mit Blick auf die Bucht von Pogonia und die Plaghia-Halbinsel. Am Wochenende stand eine Exkursion auf die nahe gelegene Insel Lefkada an, wo wir das archäologische Museum und die Altstadt besuchten und den Nachmittag an einer schönen Steilküste am Meer verbrachten.

Während dieser intensiven praktischen Arbeit – mit produktiven Pausen – erlernten die Teilnehmerinnen sehr schnell die Grundlagen der Fundbearbeitung und verbesserten ihre Zeichenkenntnisse beachtlich.

 

Weitere ähnliche Praktika sind für die nächsten Semester geplant, an denen Sie herzlich eingeladen sind teilzunehmen.