Kulttopographie Griechenlands

Projektverantwortliche

Heide Frielinghaus (Klassische Archäologie)
Heike Grieser (Alte Kirchengeschichte / Kath.Theologie)
Vasiliki Tsamakda (Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte)

Kontinuität(en) und Diskontinuität(en) von der römischen Eroberung bis in die byzantinische Zeit

Wie in vielen anderen Gebieten auch befand sich die sakrale Landschaft Griechenlands über weite Strecken ihrer Geschichte in ständiger Veränderung. Einrichtung, Nutzung/Pflege, Erweiterung/Reduktion, Auflassung und ggfs. erneute Ingebrauchnahme von Kultstätten waren nicht nur von der sich immer wieder verändernden Siedlungsstruktur abhängig, sondern z.B. auch von (sich unterschiedlich schnell vollziehenden) Wandlungen in Erwartung/Anspruch des Menschen an Religion und Kult, aber auch an besondere Orte. Diese konnten beispielsweise auf externe Einflüsse zurückgehen oder mit einschneidenden außen- und innenpolitischen und/oder religiösen Ereignissen zusammenhängen, aber auch auf Konkurrenzsituationen zwischen verschiedenen politischen oder religiösen Gruppen oder einzelnen Personen zurückgehen. Dabei kann die Qualität der auf die genannten Anstöße zurückzuführenden Veränderungen - oder der trotz solcher Anstöße bestehenden Kontinuitäten - nur dann umfassend beurteilt werden, wenn sie vor dem Hintergrund langfristiger Entwicklungen betrachtet wird. Gegenstand des Projektes ist die exemplarische, fachübergreifend durchgeführte Untersuchung von Kontinuität, Adaption und Veränderung von Kult und Kultstätten in Griechenland als einem geographisch begrenzten und trotz der Divergenzen zwischen seinen einzelnen "Landschaften" kulturell annähernd einheitlichen zentralen Gebiet der Alten Welt. Der für die Untersuchung ausgewählte Zeitraum bietet die Möglichkeit, mehrere Jahrhunderte paganer, jüdischer und christlicher Kultausübung jeweils für sich, als Teil einer jahrhundertelangen Entwicklung, als (teilweise) parallel laufende Phänomene und als einander nicht nur ablösende, sondern auch beeinflussende Konkurrenten zu betrachten. Bestandteil der Untersuchungen sind Topographie, Architektur, Numismatik, Votive, Ritualgegenstände, Ikonographie sowie epigraphische und literarische Quellen zu den verschiedensten Facetten der Kultausübung. Die interdisziplinäre Herangehensweise ermöglicht durch den Abgleich verschiedener Strata der Kulttopographie einer größeren Region auch wesentliche neue Erkenntnisse zum Beispiel im Hinblick auf die Frage ob bei der Einrichtung christlicher Sakralstätten eine Bevorzugung/Vermeidung bestimmter paganer Kultplätze, in bestimmter Weise gestalteter Plätze, in bestimmten Umfang frequentierter Plätze, ehemals bestimmten Göttern/Heroen gewidmeter Plätze oder in bestimmter Weise sozial eingebundener Kultstätten zu beobachten ist oder aber ob (bewußt) gänzlich neue Plätze für christliche Stätten gesucht wurden.