Marmorplastik in Syrien

Griechisch-römische Marmorplastik aus Syrien
(Sculptures from Roman Syria II: The Marble Statuary)

Univ.-Prof. Dr. Detlev Kreikenbom, Prof. Dr. Thomas-Maria Weber-Karyotakis, Dr. Karl-Uwe Mahler

Projektbeginn: 01.01.2009

Kooperationspartner: Direction Générale des Antiquités du Liban /Beirut
Direction Générale des Antiquités et des Musées de la Syrie /Damaskus
Mission FranÇaise en Syrie du Sud (Prof. Dr. J.-M. Dentzer) /Paris

Katalogmitarbeiter: Susan Downey /Los Angeles; Elise A. Friedland /Washington;
Laure Hosri / Beirut; Caterina Maderna /Heidelberg;
Dagmara Wielgocz /Warschau;
Ignacio Arce /Amman; Peter C. Bol /Freiburg;
Konrad Hitzl /Greifswald; Andreas Kropp /Nottingham;
Andreas Schmid-Colinet /Wien; Rolf A. Stucky /Basel

Syrien, eine der reichsten kaiserlichen Provinzen des Römischen Reiches, ist hinsichtlich seiner lokalen Skulpturenproduktionen in der südlichen Basaltzone, in der palmyrenischen Oase und am Oberlauf des Euphrat relativ gut erforscht. In Gegensatz dazu - und vor allem auch im Vergleich zu anderen Provinzen des Imperium Romanum - mangelt es an einer adäquaten Vorlage der aus dem Mittelmeerraum importierten oder am Ort geschaffenen Bildkunst aus Marmor. Diese wichtige Denkmälergruppe ist jedoch für die Klärung des Transfers griechisch-römischer Bildmotive in die lokal-orientalische Kunst von grundlegender Relevanz. Dabei gingen mit der Rezeption neue Bedeutungszuweisungen und formale Transformationen einher, die jeweils eine eingehende Betrachtung verlangen.

Zielsetzung
Das Projekt dokumentiert und analysiert die bis heute ermittelten griechischen und römischen Rundskulpturen aus dem Großraum Syrien (Staatsgebiete der heutigen Republiken Syrien und Libanon einschließlich des modernen türkischen Hatay) erstmals in ihrer Gesamtheit. Die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte Untersuchung richtet sich auf Fundstätten der syrischen Küste, des Hinterlandes, der Steppenwüste und des Euphrattales. Der zu berücksichtigende Zeitraum reicht vom 6. Jh. v. Chr. bis zur umaiyadischen Zeit (8. Jh. n. Chr.). Die Ergebnisse werden in einem etwa 600 Seiten umfassenden Band der Reihe „Sculptures from Roman Syria” vorgelegt: „II: The Marble Statuary”.
Das Projekt beschränkt sich dabei nicht auf Grundlagenforschung für eine „reine” Katalogarbeit. Vielmehr gehen die anstehenden Fragen weit über kunsthistorische Aspekte hinaus und dringen in die realpolitischen sowie sozial-, religions- und mentalitätsgeschichtlichen Interaktionsfelder einer antiken orientalischen Gesellschaft vor. Traditionelle kunstarchäologische Methoden wie Kopienkritik und Stilanalyse sollen - ergänzt durch die naturwissenschaftliche Isotopenanalyse - zur Klärung der Chronologie und kunstlandschaftlichen Provenienz der einzelnen Marmorskulpturen angewendet werden. Hierbei gilt es, allgemein gültige Kriterien zur Unterscheidung importierter Bildwerke von einheimisch-orientalischen Arbeiten aus Marmor zu entwickeln. Durch die Einbindung in den topographischen Kontext werden Aussagen über thematische, auch religiös motivierte ikonographische Vorlieben in bestimmten Siedlungs- und Architekturtypen möglich. Die bislang unbeantwortete Frage nach der Übernahme fremder Vorbilder durch einheimische Bildhauerwerkstätten kann nur durch die genaue Kenntnis der in Syrien vorhandenen importierten statuarischen Vorbilder diskutiert werden. Einen in diesem Zusammenhang signifikanten Teilaspekt der Untersuchung wird die Frage nach Phasen bilderstürmerischer Aktivitäten sowie deren Auswirkungen und Ursachen darstellen.