Siedlungstopographie im Zentrum Petras
Univ.-Prof. Dr. Detlev Kreikenbom, Dr. Mustafa Koçak, Dr. Karl-Uwe Mahler
Projektbeginn 01.12.2011
mit Unterstützung der inneruniversitären Forschungsförderung und des ZIS (Zentrum für Interkulturelle Studien) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Kooperationspartner: Prof. Dr. Nabil Khairy, University of Jordan (Amman); Dr. David Jordan, Institut für Geowissenschaften, Johannes Gutenberg-Universität (Mainz)
Die antike Stadt Petra, Zentrum des Nabatäerreichs, zeichnet sich durch ihre besondere naturräumliche Lage und außergewöhnliche kulturelle Rahmenbedingungen aus. Ihre Architektur und Topographie spiegelt eindrucksvoll die Transformationsprozesse einer ursprünglich nomadisch geprägten Gesellschaft, die durch den Zuwachs an wirtschaftlicher wie politischer Bedeutung einen grundsätzlichen Wandel erfuhr.
Vor diesem Hintergrund bietet eine siedlungstopographische Analyse des Stadtzentrums einen wichtigen Ansatzpunkt zur Beschreibung und Deutung der urbanistischen Entwicklung. Ein bedeutsames Areal, das sich durch seine Nähe zu wichtigen Gebäuden der Stadt und eine exponierte Lage auszeichnet, findet sich südlich der Säulenstraße, die als bestimmende Achse das Zentrum der Stadt strukturiert. Auf dem el-Katuteh-Hügel fanden bereits im Jahr 1981 erste Ausgrabungen unter der Leitung von Nabil I. Khairy statt.
Eine im Herbst 2011 initiierte jordanisch-deutsche Kooperation zwischen der University of Jordan (Amman) und dem Institut für Klassische Archäologie setzt die Arbeiten nun zusammen mit dem damaligen Ausgräber fort. Im Januar/Februar 2012 wurde eine erste gemeinsame Feldkampagne mit Studierenden beider Universitäten realisiert. Auch künftig soll das Projekt die Möglichkeit bieten, den Austausch auf studentischer Ebene zu fördern.
Neben der Ausgrabung kommen in verstärktem Maße Methoden zerstörungsfreier Prospektion zum Einsatz, um die punktuell aus den Grabungsschnitten gewonnenen Informationen zu ergänzen und den Stellenwert des gesamten Hügels als topographische Einheit im Siedlungsgefüge zu bestimmen. In diesem Zusammenhang bietet die besondere Fächer- und Institutionenkonstellation an der Johannes Gutenberg-Universität hervorragende Voraussetzungen für weitergehende Untersuchungen. Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Geowissenschaften ermöglicht den umfassenden Einsatz geophysikalischer Methoden. Neben dem Zugewinn an archäologischen Informationen dient das Projekt auch wesentlich der Untersuchung der physikalischen Eigenschaften der angetroffenen Relikte sowie deren Interaktion mit dem sie umgebenden Boden, um durch das bessere Verständnis der gewonnenen Daten künftig effizienter Ausgrabungen planen zu können (s. dazu http://www.geowiss.uni-mainz.de/252_DEU_HTML.php)
Nach Ausweis der während der Grabung angetroffenen Überreste läßt sich eine Besiedelung des Areals von spätestens dem Ende des 2. Jhs. v. Chr. bis in byzantinische Zeit nachweisen. In der späten Phase wurden ältere Strukturen, die um die Zeitenwende entstanden sind, weitergenutzt und umgestaltet. Eine ausgegrabene große Zisterne und eine straßenähnliche Pflasterung, die in Richtung des bereits in der älteren Grabung freigelegten Hofs führt, bestätigen die Annahme, daß sich in dem Areal eine größere Architektur aus nabatäischer Zeit befunden haben muß. In weiteren Grabungskampagnen sollen u.a. die Funktion und das Aussehen dieser Anlage genauer bestimmt werden.