Rezeptionsprozesse antiker Statuenschemata: Griechenland – Rom – Nordprovinzen

2016 - 2019      gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

 

Der Großteil antiker Statuen lässt sich anhand enger formaler Übereinstimmungen in Gruppen, sog. Schemata, ordnen. Ein einmal entwickeltes Statuenschema, wie z. B. das des polykletischen Diadumenos, wurde oft über Jahrhunderte hinweg in immer neuen Versionen tradiert und in unterschiedliche materielle, räumliche und funktionale Kontexte integriert. Die Übernahme bzw. Aneignung einer Form, aber auch deren Übersetzung in andere Kontexte und Materialien, konnte dabei intentional aus verschiedenen Motiven, z. B. ästhetischer, politischer und/oder religiöser Natur, erfolgen. Oft waren es aber auch rein praktische Gründe, wie das Vorhandensein einer bestimmten Formvorlage oder nicht hinterfragte Produktionstraditionen, die zur Herstellung einer Statue in einem bestimmten Schema geführt haben. Dabei konnten die verschiedenen Produkte die einstigen Sinnzusammenhänge ihrer Vorlagen überwiegend oder auch nur teilweise beibehalten, aber auch mit neuen Bedeutungszuschreibungen versehen werden.

Ziel der Untersuchung war es, die Dynamik und transformativen Kräfte der Rezeptionsprozesse am Beispiel ausgewählter Statuen aus Athen und Rom systematisch in den Blick zu nehmen und bis in die Nordprovinzen des Römischen Reiches zu verfolgen. Damit war die Absicht verbunden, unter Einbeziehung der jeweiligen zeitlichen, räumlichen und sozio-kulturellen Kontexte, die gleichberechtigt nebeneinander behandelt wurden, die antiken Strategien und Mechanismen im Umgang mit statuarischen Vorlagen auszuloten.

 

Kooperationspartner:

  • Universität Würzburg (Jochen Griesbach)
  • Universität Tübingen (Martin Dorka Moreno)

Publikationen (in Auswahl):

  • Lipps – J. Griesbach – M. Dorka Moreno (Hrsg.), Rezeptionsprozesse antiker Statuenschemata in den Provinzen des Römischen Reichs (Wiesbaden 2020)
  • Griesbach, Weihedenkmäler, in: J. Lipps – Ch. Witschel – St. Ardeleanu – J. Osnabrügge (Hrsg.), Die römischen Steindenkmäler in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Mannheimer Geschichtsblätter. Sonderveröffentlichungen 14 (Mannheim 2020)
  • Lipps, Römische Skulptur, in: S. Krmnicek – D. Maschek (Hrsg.), Alte Steine neue Wege. Aktuelle methodische Positionen zur römischen Archäologie (eingereicht und angenommen)
  • Dorka Moreno, Der König und der Löwe. Die Alexanderfrisur als 'Gleichnisformel';
  • Richter, Sechs Säulentrommeln mit gefüllten und teilgefüllten Kanneluren, für die Grabungspublikation unter der Leitung von D. Schmitz (eingereicht)