am 24. und 25. Oktober 2022, JGU Mainz
Urbane antike Zentren bestanden aus einem dynamischen Geflecht von Ressourcen, Handwerks-, Landwirtschaftsbetrieben, Dienstleistungen und Warenaustausch, durch das die Versorgung ihrer Bewohner-Innen gewährleistet werden konnte. Die natürlich vorhandenen und beschaffbaren Rohstoffe bilden, gemeinsam mit der Nachfrage des Marktes, die Grundlage für die Ausprägungen der lokal ansässigen Betriebe sowie für die soziale Stellung und das Selbstverständnis der Betriebstätigen. Je nach Ausrichtung der jeweiligen Betriebe bestanden für die Beschaffung und die effektive Weiterverarbeitung der Rohstoffe Kooperationen mit Händlern und weiteren Handwerks- und Landwirtschaftszweigen, da es kaum Produkte gab, die vom Abbau des Rohstoffs bis zum Handelsgut auf dem Markt nur eine Hand bzw. einen Betrieb passierten. Es entwickelten sich folglich in jedem städtischen Gefüge komplexe Wechselbeziehungen, um die Produktion der Güter zu gewährleisten und die Endprodukte gewinnbringend zu verkaufen, aber auch um die Produktionsreste zu recyclen.
Zur Erschließung eines solchen komplexen Systems und des jeweiligen Konsumptionsverhaltens einer Stadt bedarf es einer detaillierten Untersuchung des Waren- und Ressourcenspektrums, der Produktions- und Vertriebsabläufe sowie der Organisation der Berufsstände. Dabei bildete jede Stadt ihr eigenes, auf den jeweiligen Bedarf zugeschnittenes Versorgungsnetzwerk aus, dessen Nuancen von den lokalen Bedingungen (geografische Lage, Rohstoffvorkommen, verkehrstechnische Verhältnisse, siedlungsgeschichtliche Bedeutung etc.) geprägt waren und im Laufe der Zeit immer wieder angepasst wurden.
Bei dem am 24. und 25. Oktober 2022 in Mainz stattfindenden Workshop, der von dem JGU Profilbereich "40,000 Years of Human Challenges" und dem Gutenberg Forschungskolleg der Universität Mainz gefördert wird, stehen die Versorgungsnetzwerke der Metropolen Ephesos, Milet und Pergamon im Zentrum. Gerade die Analyse dieser drei großen Städte mit hoher Konnektivität, die seit über hundert Jahren akribisch ausgegraben werden, erlaubt äußerst detaillierte Einblicke in die Funktionsmechanismen antiker Metropolen und ermöglicht es zudem, aufgrund der engen Nachbarschaft im Abgleich miteinander, städtische Eigenlogiken zu konturieren.
Die Forschungsprojekte der Organisatorin Anne Sieverling und der TeilnehmerInnen mit ihren unterschiedlichen fachlichen und inhaltlichen Ausrichtungen werden die Ausgangspunkte bilden, die städtischen Ressourcen, die Organisation von Handwerksbetrieben und Landwirtschaft, das Produktionsspektrum und die Ausprägung des Handels gemeinsam zu diskutieren. Der Workshop möchte dabei ein produktives Ambiente schaffen, um die vielen Facetten der Versorgungsnetzwerke zu erschließen und zusammenzuführen.
Gefördert durch:
Programm des Workshops Versorgungsnetzwerke römischer Städte
Veranstaltungsort: Fakultätssaal Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, Raum 01 - 185, 55128 Mainz (LAGEPLAN)
Montag, 24.10.2022
16 Uhr Begrüßung am Institut und Führung durch die Sammlungen
18 Uhr Abendvortrag in der Gastvortragsreihe Klassische Archäologie und Alte Geschichte
Gemeinsames Abendessen der WorkshopteilnehmerInnen und den KollegInnen der Arbeitsbereiche
Dienstag, 25.10.2022
DisputantInnen: Marietta Horster, Johannes Lipps, Martin Steskal
10:00 Uhr Begrüßung und Einführung – Grundlagen und Methodenansätze
12‒13 Uhr Mittagspause
Ressourcen der Stadt und des Umlands
Handelsplätze und Handel
15‒15.30 Uhr Kaffeepause
Versorgungsnetzwerk von Pergamon im Vergleich
Sandra Völkel | Urbane Wirtschaftsräume in der Mikroregion Pergamon in hellenistischer und römischer Zeit |
Abschlussdiskussion
Gegen 18 Uhr gemeinsames Abendessen der WorkshopteilnehmerInnen